Man unterscheidet zwischen zwei Arten, die für uns Angler interessant sind: Die große, rote Mückenlarve (Bloodworm, Vers de Vase) und die kleine, rote Mückenlarve (Joker, Fouillies). Die weiße und die schwarze Mückenlarve spielen für die Angler keine Rolle und werden nur als Futter für Zierfische verwendet. Die rote Mückenlarve verbringt einen Großteil ihres relativ kurzen Lebens am Gewässergrund, inmitten einer selbst fabrizierten Wabe, die sich in der obersten Schlammschicht befindet.
Die kleine, rote Mückenlarve (1cm-1,5cm lang, 0,5mm-1mm dick), findet man in großer Zahl in fließenden Abwässerkanälen hinter Kläranlagen oder mit sonstiger organischer Belastung. Die kleine, rote Mückenlarve ernährt sich ausschließlich von organischen Einträgen im Gewässer. Die große rote Mückenlarve (2cm-3cm lang, 1mm-2mm dick) findet man eher in stehenden Gewässern, wie Altarme oder Ententeiche, dort ernähren sie sich ebenfalls von organischem Material.
Nach einer relativ kurzen Fress- und Wachstumsphase, verlässt die Larve ihre Behausung, lässt sich an den Uferstreifen treiben und geht alsbald vom Larvenstadium ins Puppenstadium über. Aus dieser Puppe schlüpft das fertige Insekt. Die Zuckmücken schwirren nach dem Schlüpfen zu tausenden über die Wasseroberfläche, um Hochzeit zu feiern, ihre Eier ins Wasser zu legen und dann Ihren kurzen Lebenszyklus zu beenden.
Zuckmücken kommen in nahezu jedem Gewässer vor, daher gehören sie zur natürlichen Nahrungsquelle unserer einheimischen Fische und werden daher oft ohne Eingewöhnungsphase von den Fischen aggressiv angenommen. Um sich die Verbreitung von Mückenlarven vor Augen zu führen kann man sich die Mühe machen und etwas Schlamm dem heimischen Gewässer entnehmen. Trenne den Schlamm, Pflanzenreste und den „Rest“ durch ein feines Küchensieb. Du wirst erstaunt sein wie oft Zuckmückenlarven im Sieb zurück bleiben!
Der Siegszug der Mücken nimmt in Deutschland langsam an Fahrt auf, noch lange sind Mücken nicht an jeder Ecke zu kaufen. Zuckmücken lassen sich nicht züchten und werden meistens aus Frankreich, Polen oder der Ukraine importiert. Die dort häufiger auftretenden Mücken werden in diesen Ländern immer frisch gefangen und dann am Wochenende in Deutschland angeboten. Die Suche von Mückenlarven in Deutschland ist verboten, so dass wir auf Importe angewiesen sind.
Präparieren und Vorbereiten von Mückenlarven
Bevor man die Mückelarven dem Futter beimischt, müssen sie erst getrennt (dekolliert) werden. Die Larven kleben im normalen Lieferzustand sehr intensiv aneinander und lassen sich so nicht gleichmäßig in das Futter bzw. den Lehm einbringen. Zum Trennen nutzt man spezielle Mückentrenner (Sensas, Mosella). Der Trenner wird über den „Mückenklumpen“ gestreut und dann vorsichtig verrieben. Die Mücken trennen sich aus dem Knäuel und nehmen erstmal Sauerstoff auf, welcher ihre Lebensgeister weckt und Ihnen wesentlich mehr Aktivität einhaucht. Deshalb ist es immer günstig, die Larven deutlich vor dem Angeln zu trennen, um ihnen Zeit für die "Wiederbelebung" zu geben.
Du kannst die so getrennten Mücken dem Futter oder Lehm beimengen, doch Vorsicht, alle gängigen Futtersorten enthalten sowohl süße, als auch salzige Anteile und töten die empfindlichen Larven somit in kürzester Zeit ab. Aus diesem Grund werden Zuckmückenlarven daher meist mit feuchter, gesiebter Maulwurfserde (Terre de Somme) für den Einsatz im Stillwasser, oder mit schwerer Flusserde (Terre de Riviere) für strömende Gewässer, auf den Futterplatz eingebracht. Beim Angeln sollte das empfindliche Mücken/Erde Gemisch immer mit einem feuchten Stofftuch abgedeckt sein um die Mücken vor schädlicher UV Strahlung und Austrocknung zu schützen. Wird dieser Tipp befolgt halten sich die Larven einen ganzen Tag in der Erde. Es ist auch möglich das Mücken/Erde Gemisch oder Mücken pur mit dem Futter zu vermischen, dies sollte aber erst kurz vor dem Ballen des Futters getan werden!
Beim Füttern mit Mückenlarven sollte man sicherstellen, das genug große Mückenlarven als Angelköder dabei sind. Oft ist es so, dass die Fische nach einem Anfüttern mit Mückenlarven nur den Köder Mückenlarve akzeptieren und somit sehr selektiv zu fangen sind. Werden durch die gefütterten Mückenlarven die Fische in einen Fressrausch versetzt, dann ist es auch möglich mit anderen Ködern Fische zu fangen. Es gibt dazu ein Sprichwort:
Den ersten und den letzten Fisch fängt die Mücke.
Die Mückenlarve am Haken
Die große Mückenlarve wird hauptsächlich als Hakenköder verwendet. Da Mückenlarven sehr empfindlich sind und die Gefahr besteht das sie „auslaufen“ sollten sie nur auf kleinen, dünnschenkligen Haken aufgeködert werden. Mit kleinen dünnschenkligen Haken sprechen wir spezielle Mückenhaken der Größen 18-26 an,
um die Mücken möglichst wenig zu verletzen, empfehlen wir Micro-Widerhaken oder gleich widerhakenlose Haken zu verwenden. Die Larve sollte im etwas zäheren, braunen Segment hinter dem Kopf angeködert werden. Ein alter polnischer Mückenspezialist hat einmal gesagt: “Mücke muss machen Form, wie Buchstabe S“, sollte dies der Fall sein, dann haben Sie die Mücke richtig angeködert. Kombi-Beköderungen mit Pinky, Made oder Caster sind häufig ebenso erfolgversprechend. Die kleinen Mückelarven eigenen sich auf Grund ihrer Größe nicht als Hakenköder. Einige Spezialisten fixieren die kleine rote Mückenlarve mit Sekundenkleber am Hakenbogen, besonders verbreitet ist dies in Deutschland aber nicht und unter internationalen Regeln auch nicht erlaubt. Das Einsatzgebiet der kleinen Mückenlarve ist als Lebendköder zum Anfüttern zu sehen.
Hältern von Mückenlarven
Große Mückenlarven werden auf ein Stück feuchtes Zeitungspapier gegeben und die Zeitung gefaltet. Damit die Zeitung nicht austrocknet wird das Paket in einen Frischhaltebeutel gepackt und die Mückenlarven einmal täglich gelüftet. So lassen sich die Larven 8-14 Tage (im Kühlschrank bei 6° C) am Leben halten. Diese Methode sollte bei Mückenlarven aus dem Salz- oder Brackwasser bevorzugt werden. Eine andere Möglichkeit für Larven aus dem Süßwasser ist, die Mückenlarven im Wasser zu halten. Dazu werden die Mückenlarven in eine flache Schale mit Wasser gegeben und in den Kühlschrank bei 6° C gestellt. Zu beachten ist, dass die Grundfläche des Gefäßes so groß wie möglich gewählt werden sollte, so dass die Mückenlarven nicht zu hoch übereinander liegen. Ein Sprudelstein erhöht die Lebensdauer, zudem sollte das Wasser mind. alle zwei Tage gewechselt und die toten Mücken aussortiert werden. Dies geschieht am Besten, in dem man sie im Kühlschrank über ein Mückensieb laufen lässt und so die toten Larven auf dem Sieb liegen bleiben und entnommen werden können.
Für kleine Mückenlarven nimmt man eine Tageszeitung, legt mindestens 3 Doppelseiten ausgebreitet aufeinander. Anschließend verteilt man die Larven (nicht mehr als 500gr) auf dem Papier und lässt dabei rundum einen freien Rand von circa 10cm. Diesen Rand faltet man dann nach innen um und rollt die Zeitung anschließend von einem bis zum andern Ende auf. Den so erhaltenen Zylinder kann man hochkant gelagert bei konstant +2°C - 4°C bis zu einer Woche im Kühlschrank aufbewahren, ohne das die Larven absterben. Maden und Mückenlarven vertragen sich nicht. Das von den Maden abgesonderte Ammoniak schadet den Mückenlarven und verkürzt ihre Lebensdauer. Maden und Mückenlarven sollten somit immer getrennt voneinander aufbewahrt werden.
Hinweis: Viele Angler reagieren, auch wenn sie es oft nicht wissen, allergisch auf die roten Mückenlarven. Diese allergische Reaktion macht sich durch Atembeschwerden, geschwollenen Schleimhäuten und Ausschlag bemerkbar. Diese allergische Reaktion lässt sich aber heut zu Tage ohne große Probleme mit Tabletten behandeln, eine Tablette am Morgen vor dem Fischen und Ihr könnt einen Tag ohne große Probleme mit den Mücken arbeiten. Keinesfalls sollte man sich beim Angeln mit Mückenlarven die Augenreiben, da diese besonders empfindlich reagieren.